Förderung der psychischen Gesundheit in der Familie

Auf dieser Seite erfahren Sie mehr über:
- Wie man eine Atmosphäre schafft, die die psychische Gesundheit fördert
- Konfliktmanagement – allgemeine Tipps für Eltern
- Schritt für Schritt: Hilfe für Ihr Kind bei emotionalen Schwierigkeiten
- Unterstützung für Eltern (Elterntelefon)
Wie man eine Atmosphäre schafft, die die psychische Gesundheit fördert
In vielen Familien ist psychische Gesundheit nach wie vor ein Tabuthema. Das Thema wird für Kinder einfacher, wenn ihre Eltern mit ihnen darüber sprechen und erklären, worum es dabei geht. Wenn Kinder erkennen, dass ihre Eltern offen für das Thema sind, fällt es ihnen leichter, darüber zu sprechen, wenn sie selbst Probleme mit der psychischen Gesundheit haben.
Es hilft, mit gutem Beispiel voranzugehen und Ihrem Kind zu erzählen, wann Sie Schwierigkeiten oder starke Emotionen hatten und wie Sie damit umgegangen sind. So lernt das Kind, dass Emotionen (ob Freude, Wut oder Traurigkeit) zum Leben gehören und welche Strategien es gibt, um damit umzugehen.
Hier sind einige Tipps, die helfen können, eine Atmosphäre zu schaffen, die die psychische Gesundheit fördert:

Seien Sie ein Vorbild.
Gehen Sie offen mit Ihren Emotionen um und zeigen Sie Empathie gegenüber anderen und Ihrem Kind.
Stellen Sie Fragen und seien Sie neugierig – und nicht nur hinsichtlich der schulischen Leistungen.
z.B. „Welche Fächer magst du?“, „Was magst du nicht?“, „In welchen Vereinen, Teams oder AGs bist du aktiv oder möchtest du aktiv sein?“, „Fühlst du dich einsam?“


Sprechen Sie offen über Dinge, die Ihr Kind in der Pubertät beschäftigen.
Signalisieren Sie Ihrem Kind, dass es sich mit Fragen (wie Identität, Sexualität, Unabhängigkeit, Beruf, …) jederzeit an Sie wenden kann.
Vermeiden Sie einen alleinigen Fokus auf Noten.
Wenn Sie nur auf Noten fokussiert sind, führt dies dazu, dass Ihr Kind denkt, es sei nur so gut wie seine letzte Leistung, was den Druck in der Schule und möglicherweise Prüfungsangst erhöhen kann.
Konzentrieren Sie sich stattdessen auf die Anstrengungen, die Ihr Kind unternimmt, und auf leistungsunabhängige Erfolge wie Empathie.


Lassen Sie unstrukturierte, unverplante Zeit zu.
Kinder und Jugendliche benötigen jeden Tag zumindest ein wenig Zeit, um einfach nur „herumzualbern“.
Es müssen nicht immer Hausaufgaben oder geplante Freizeitaktivitäten sein. Noch besser ist es, wenn diese Auszeiten draußen in der Natur stattfinden können.
Essen Sie, wann immer möglich, mit Ihren Kindern gemeinsam.
Es ist eine gute Gelegenheit, um auf Probleme zu hören und diesen zuvorzukommen, sodass sie leichter zu bewältigen sind.
Es ist auch wichtig für Ihr Kind zu wissen, dass die Familie eine Quelle der Entlastung sein kann (Die Familie ist da, egal was passiert).


Verbringen Sie Zeit mit Ihrem Kind, um die Beziehung zu fördern.
Planen Sie jede Woche Zeit ein, um etwas gemeinsam mit Ihrem Kind zu unternehmen, das Ihnen beiden Freude bereitet (dies ist sehr individuell – es gibt keine allgemeine Empfehlung, die für alle passt).
Zum Beispiel: Gemeinsam kochen, einen Film ansehen, einen Ausflug machen, etwas Kreatives zusammen machen, Musik hören/machen, …
Konfliktmanagement – allgemeine Tipps für Eltern
Vermeiden Sie Du-Botschaften, verwenden Sie Ich-Botschaften
Du-Botschaften sind Aussagen, Urteile und Bewertungen über andere Menschen. Die andere Person fühlt sich verletzt und blockiert („Du hast es falsch gemacht“). Ich-Botschaften hingegen lassen Gefühle und Bedürfnisse erkennen. Dies fördert mehr Verständnis bei der anderen Person und eröffnet einen Dialog. Das Verhalten der anderen Person wird nicht bewertet und es wird kein Vorwurf erhoben.


Sprechen Sie über Ihre Emotionen/darüber, wie es Ihnen geht
Im Anschluss an die Ich-Botschaften ist es wichtig, der anderen Person mitzuteilen, was die Situation/das Gesagte/das Problem mit Ihnen macht. Verwenden Sie Ich-Botschaften dafür („Ich mache mir Sorgen um dich, wenn du deine Hausaufgaben nicht machst oder nicht lernst“).
Verwenden Sie klare Formulierungen
Unklare oder indirekte Formulierungen führen zu Missverständnissen. Es ist einfacher, wenn niemand um den heißen Brei herum redet. Beispiel: „Ich denke, es wäre besser für dich, wenn du weniger Zeit an deinem Smartphone verbringst“ anstelle von „Als ich ein Kind war, haben wir draußen gespielt und viel Zeit in der Natur verbracht…heutzutage schauen alle nur auf ihre Bildschirme“. Im zweiten Satz ist nicht klar, was der Wunsch ist (nämlich, dass das Kind weniger Zeit mit dem Handy verbringt).
Aktiv zuhören
Aktives Zuhören bedeutet, der anderen Person zu gestatten, zu Ende zu sprechen, aber auch klarzumachen, dass Sie verstanden haben, was die andere Person sagen möchte. Fragen zu dem Gesagten können helfen, die Bedürfnisse des Kindes herauszufinden („Ich kann verstehen, dass das eine schwierige Situation für dich war“).

Schaffen Sie nach dem Konflikt schöne Momente
Nach einem Gespräch sind alle oft noch ein wenig empfindlich. Um die Atmosphäre wieder zu entspannen und den Familienzusammenhalt zu stärken, können Sie anschließend etwas Schönes zusammen unternehmen, spazieren gehen, etwas kochen oder backen oder vielleicht einfach allen eine große Umarmung geben. Es vermittelt dem Kind auch, dass Konflikte nichts Negatives sein müssen, sondern vielmehr helfen, Lösungen zu finden.

Schritt für Schritt: Hilfe für Ihr Kind bei emotionalen Schwierigkeiten
1. Aktiv zuhören:
Bieten Sie einen sicheren, privaten Raum für ein Gespräch.
Hören Sie ohne Unterbrechungen zu und zeigen Sie Empathie; z.B. durch Blickkontakt, indem Sie sich mit dem Oberkörper Ihrem Kind zuwenden, mit einem freundlichen Lächeln und Nicken während des Gesprächs zeigen Sie Ihrem Kind Interesse und dass es ernst genommen wird.
Bestätigen Sie die Gefühle Ihres Kindes und validieren Sie dessen Erfahrungen.

2. Sorgen und Unterstützung ausdrücken:
Lassen Sie Ihr Kind wissen, dass Ihnen sein Wohlergehen am Herzen liegt und dass Sie da sind, um es zu unterstützen.
Verwenden Sie Ich-Botschaften: Es ist weniger konfrontativ und sinnvoller, wenn Ihr Kind mit „Ich habe das Gefühl, dass du dich in letzter Zeit verändert hast“ angesprochen wird, anstelle von „Du hast dich verändert“.
Verwenden Sie beruhigende Sprache, wie „Ich bin wirklich froh, dass du mir das erzählt hast“ oder „Es klingt so, als würdest du eine schwierige Zeit durchmachen.“
3. Schweregrad einschätzen
- Bestimmen Sie, ob Ihr Kind in unmittelbarer Gefahr ist (z.B. Gedanken an Selbstverletzung oder Schaden an anderen). Wenn es ein Risiko für Schäden gibt, suchen Sie sofort Hilfe.

Was im Notfall zu tun ist: Es ist nicht leicht für Eltern, mit einer akuten Krise ihres Kindes umzugehen. Versuchen Sie trotzdem, ruhig zu bleiben und machen Sie sich keine Vorwürfe! Sie haben nichts falsch gemacht, und das richtige Vorgehen ist jetzt, bei Ihrem Kind zu bleiben und sich professionelle Unterstützung zu holen.
Suchen Sie sich Hilfe bei Fachleuten und setzen Sie sich mit Ärzt*innen, psychologischen Beratungsstellen oder Schulpsycholog*innen/Schularbeiter*innen in Verbindung oder wählen Sie den Notruf.
Nummer gegen Kummer - Für Eltern und andere Erwachsene, die sich um Kinder sorgen: 0800 111 0 550 (Mo-Fr, 9 bis 17 Uhr, Di & Do, 9 bis 19 Uhr) https://www.nummergegenkummer.de/elternberatung/ Persönliche und telefonische Beratung & Soforthilfe in Lebenskrisen und Suizidgefahr: Arbeitskreis Leben e.V. - https://www.ak-leben.de/
In dringenden Notfällen: Notfallnummer der ortsansässigen Kinder- und Jugendpsychiatrie 112 (Rettungsdienst) bzw. 110 (Polizei)
4. Lösungsschritte entwickeln
- Manchmal sind Kinder von Situationen überwältigt, die sie nicht kontrollieren können oder die zu herausfordernd sind (z.B. viele Hausaufgaben haben, viel lernen müssen, aber auch Zeit mit Freund*innen verbringen zu wollen oder zum ersten Mal Liebeskummer zu haben). Es kann hilfreich sein, gemeinsam über mögliche Lösungen nachzudenken oder Prioritäten und Ziele festzulegen und klarzustellen, dass die Gesundheit am wichtigsten ist. Es kann auch helfen, positive und negative Konsequenzen zu identifizieren.
5. Grenzen setzen
- Um eine unterstützende Umgebung für Ihr Kind zu schaffen, ist es wichtig, Ihre eigenen Grenzen zu kennen und Grenzen zu setzen. Wenn Sie feststellen, dass die Belastungen Ihres Kindes zu viel für Sie werden, suchen Sie besser früher als später professionelle Hilfe.


6. Gesunde Bewältigungsstrategien fördern:
Erinnern Sie Ihr Kind daran, dass die IMPROVA-Plattform eine Reihe von Hilfestellungen und Übungen bietet, um mit Herausforderungen umzugehen.
Schlagen Sie Aktivitäten vor, die Entspannung und Wohlbefinden fördern, wie z.B. Aktivitäten mit Freund*innen, Tagebuch schreiben oder körperliche Betätigung.

Unterstützung für Eltern (Elterntelefon)
Wenn Sie weitere Hilfe und Unterstützung benötigen, finden Sie hier unkompliziert und kostenlos Hilfe:
“Nummer gegen Kummer” Elternhotline:
Die Nummer lautet 0800 111 0 550